Paylocity wurde im Inner Circle das erste Mal im Juni (hier) vorgestellt.
Im August erfolgte dann ein kurzes Update zu den Q4 Zahlen (Link).
Bei der ersten Analyse notierte die Aktie bei 135,86 USD.
Heute, knapp 4 Monate später, steht die Aktie 21 % höher bei 164,51 USD.
Ist die starke Performance fundamental gerechtfertigt, oder steht die Rallye auf wackeligen Beinen?
Was macht Paylocity überhaupt?
Paylocity ist ein führender Anbieter cloudbasierter HR- und Gehaltsabrechnungssoftwarelösungen. Das 1997 gegründete und seit 2014 börsennotierte Unternehmen Paylocity bietet eine intuitive, benutzerfreundliche Produktsuite, mit der Unternehmen HR- und Gehaltsabrechnungsprozesse automatisieren und rationalisieren.
Fundamental
Wie immer möchte ich auf die Fundamentaldaten von Paylocity eingehen. Auch wenn es den meisten Lesern bekannt sein darf, dass langfristig Aktienkurse und Fundamentaldaten Hand in Hand gehen, sollte man sich dennoch diesen Umstand immer wieder vor Augen führen.
Sei es im aktuellen Bullenmarkt, wo Kurse nur eine Richtung kennen, aber auch in Bärenmärkten, wo Fundamentaldaten öfters keine Bedeutung spielen.
Wenn wir uns die vereinfachte Abbildung weiter unten anschauen, stellen wir fest, dass Paylocity seinen Umsatz in den letzten 10 Jahren im Schnitt um 29 % steigern könnte.
Das Bruttoergebnis stieg mit einem CAGR von 33 % und das EPS von 2017 bis 2024 um 63 %.
Die Verwässerung der Altaktionäre belief sich um 4 % pro Jahr, sodass der freie Cashflow je Aktie in dem Zeitraum von 0,01 auf 6,43 USD stieg (CAGR von 84 %).
Die aktivierten Entwicklungskosten wurden in der Berechnung exkludiert.
Mit zunehmender Größe verbesserten sich die Kapitalrenditen (ROC und ROE) deutlich. Würde man den freien Cashflow, was der bessere Maßstab wäre, heranziehen, wären die Kapitalrenditen sogar noch besser.
Unterm Strich ist das ein sehr starkes Zahlenwerk und lässt die Wettbewerber wie ADP oder Paycheck alt aussehen.
Jetzt auch mit Finanzmanagement Lösung
Im September gab man bekannt, dass man das Unternehmen Airbase für 325 Mio. USD übernehmen wird.
Airbase bietet eine moderne Softwarelösung für Finanz- und Ausgabenmanagement, die Rechnungszahlungs-/Kreditorenautomatisierung, Ausgabenmanagement, Firmenkarten und Beschaffungsfunktionen kombiniert.
Die Übernahme von Airbase stellt eine Erweiterung der Paylocity-Suite dar und wird HR- und Finanzleitern einen inkrementellen integrierten Mehrwert bieten, indem sie alle ihre Ausgaben auf einer einzigen Plattform verwalten – wodurch der Gesamtmarkt von Paylocity über HCM hinaus geht.
Mit dieser Erweiterung geht man den gleichen Schritt wie Workday, die ebenfalls ihre HCM Software um Finanzmanagementlösungen erweitert hat.
Dadurch wäre das Unternehmen in der Lage ihren Bestandskunden zeitnah neue Services zu verkaufen, ohne erst eine eigene Lösung zu entwickeln und am Markt bekannt zu machen.
Der CEO drückt es folgendermaßen aus:
„Ich freue mich sehr über die Übernahme von Airbase, die es uns unserer Meinung nach ermöglichen wird, Unternehmen eine integrierte Softwareplattform zur Verwaltung aller Aspekte ihrer Betriebsausgaben bereitzustellen. Viele Unternehmen verwenden unterschiedliche Softwarelösungen oder manuelle Prozesse, um ihre Arbeitskosten und die Ausgaben für nicht arbeitsbezogene Lieferanten und Beschaffungen zu verwalten. Wir erwarten, dass diese Übernahme uns die Möglichkeit gibt, eine umfassende Lösung und ein modernes Kundenerlebnis für die Verwaltung aller Ausgaben auf einer einzigen integrierten Plattform bereitzustellen. Airbase stellt eine spannende Gelegenheit dar, unsere Beziehung zu unseren fast 40.000 Kunden auszubauen, um eine integrierte Softwareplattform für die Durchführung ihrer Geschäftsabläufe anzubieten und gleichzeitig ein sehr überzeugendes Wertversprechen für potenzielle Kunden in unserem gesamten Zielmarkt zu bieten“.
Ausblick und Bewertung
Am Ausblick hat sich seit dem letzten Update wenig geändert, da Airbase nur 1 % vom Gesamtumsatz von Paylocity ausmacht.
Für das laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen weiterhin von einem Umsatzwachstum von 8 % aus.
Da die Übernahme fremdfinanziert wird, hält das Unternehmen an seinem laufenden 350 Mio. USD großen Aktienrückkaufprogramm fest.
Dennoch erwarten die Analysten einen sinkenden freien Cashflow je Aktie auf 5,61 USD. Grund dafür ist, dass Paylocity seit diesem Geschäftsjahr den vollen Steuersatz zahlen muss.
Darf man den Prognosen Glauben schenken, kommt Paylocity auf ein P/FCF von 29,3. Die Bewertung ist fair.
Gelingt die Integration und das Up-Selling in den vorhandenen Kundenstamm, dürfte Paylocity in Zukunft wieder deutlich schneller wachsen und seine Ziele, wie in der ersten Analyse beschrieben, erreichen.
Technisch Lage
Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt.
Auf der kurzfristigen Zeitebene befindet sich die Aktie aber noch in einem intakten Abwärtstrendkanal. Zusätzlich stößt die Aktie an den EMA 200 (Woche).
Anleger können dieses Setup auf zwei Arten handeln, indem sie einen Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal und dem EMA 200 (Woche) abwarten oder antizyklisch einsteigen.
Gelingt der Ausbruch, lägen die nächsten Kursziele bei 178 und 204 USD.
Wer einen antizyklischen Einstieg präferiert, der kann auf einen Rücksetzer in Richtung 153 USD hoffen. Mit etwas Glück testet die Aktie nochmal das letzte Tief bei 131 USD.
Dort wäre das Chance-Risiko Verhältnis deutlich besser.
Fällt die Aktie unter das letzte Tief, ist eine Fortsetzung der Korrektur wahrscheinlich.
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