In dem heutigen Artikel schauen wir uns das SaaS-Unternehmen Blackline (Ticker: BL) an.
Inhaltsverzeichnis:
Geschäftsmodell
Management
Fundamentaldaten
Übernahmespekulation
Ausblick und Bewertung
Ist Blackline ein Kauf für den Inner Circle?
Geschäftsmodell
Blackline ist ein US SaaS-Unternehmen, das sich auf die Automatisierung und Optimierung von Finanzabschlüssen und anderen Buchhaltungsprozessen spezialisiert hat. Genutzt wird die Software innerhalb der Finanzabteilungen.
Die SaaS-Lösung ist eine Erweiterung für bestehende ERP-Systeme wie von SAP, Oracle oder Microsoft Dynamics.
Das Unternehmen ist nicht unbekannt, denn selbst Großkonzerne nutzen die Software von Blackline, Darunter zählen unter anderem Coca-Cola, ebay, Salesforce, Aflac, Philips oder Zendesk.
Warum ist die Software von Blackline wichtig?
Wer in einem Konzern arbeitet, weiß wovon ich rede. Die Finanzprozesse sind komplex und langsam. Bevor Rechnungen bezahlt werden können, müssen eine ganze Menge von Menschen vorher "auf`s Knöpfchen" drücken oder sogar per Hand die Freigabe unterschreiben. Gleiches gilt für das Forderungsmanagement oder die Verrechnung mit anderen Gesellschaften.
Die Integrität der Finanzberichte eines Unternehmens beruht auf kritischen Buchhaltungs- und Finanzprozessen, die oft manuell, ineffizient und umständlich sind und zu Buchhaltungsfehlern und -korrekturen führen können. Darüber hinaus sind diese manuellen Buchhaltungsprozesse für die zunehmende regulatorische Komplexität und die Transaktionsvolumina, mit denen viele Unternehmen heute konfrontiert sind, ungeeignet.
Herkömmliche Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP) bieten im Allgemeinen keine effektiven Lösungen für Prozesse, die außerhalb des Hauptbuchs (General Ledger) eines Unternehmens abgewickelt werden. Viele Unternehmen verwenden auch mehrere ERPs und andere Finanzsysteme ohne eine Plattform zur effizienten Integration ihrer Daten und Prozesse.
Das Produkt von Blackline ist zudem speziell für SAP ausgelegt.
Smart Close für SAP ist eine vollständig eingebettete, speziell entwickelte Lösung zur Optimierung und Automatisierung des Abschlusses direkt in SAP. Smart Close ergänzt Blackline's Cloud-Lösungen für das Finanzabschlussmanagement, um eine End-to-End-Automatisierung zu erreichen. Mithilfe der speziell entwickelten Automatisierung können Kunden die Aufgaben- und Jobplanung automatisieren, die Richtigkeit von Abschlusstransaktionen überprüfen und Maßnahmen ergreifen, z. B. Warnungen auslösen, Korrekturen vornehmen oder den Abschlussprozess mit der Jobplanung zum nächsten Schritt bringen.
Dabei hilft Blackline bei der Automatisiert von Abschlussprozessen (Financial Close Management), um die Genauigkeit und Effizienz zu verbessern, bei der Automatisierung und Standardisierung der Kontenabstimmung (Account Reconciliations), bei der automatischen Erstellung, Überprüfung und Genehmigung von Buchungssätzen, Unterstützt bei der Verwaltung und Nachverfolgung von Aufgaben im Finanzabschlussprozess, unterstützt bei der Einhaltung von Vorschriften und Richtlinien sowie bei der Automatisierung und Beschleunigung bei der Zahlungszuordnung.
Blackline hat im seinen 608 Mio. USD (TTM) Umsatz nur einen sehr kleinen Marktanteil und dementsprechend noch viel Raum für Wachstum.
Insgesamt nutzen 4.411 Kunden und knapp 400.000 Benutzer die Software von Blackline.
Vertrieben wird die Software durch die eigene Vertriebsmannsschaft. Es besteht ferner eine enge Zusammenarbeit mit SAP, wo Kunden die Software von Blackline direkt über SAP (SolEx -SAP Solution Extension) kaufen können.
26 % der Umsätze erzielt Blackline durch die SAP Partnerschaft. Daher besteht eine gewisse Abhängigkeit zu SAP. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass SAP ein vergleichbares Produkt auf die Beine stellen wird, dennoch sollten Anleger sich darüber im Klaren sein.
Der Wettbewerb ist selbstverständlich hart. Dennoch gehört Blackline zusammen mit Oracle, OneStream zu den führenden Lösungen.
Die folgende Grafik ist leider aus dem Jahr 2019. Eine neuere konnte ich nicht kostenfrei finden. Auch im Geschäftsbericht nennt Blackline keine konkreten Wettbewerber.
Management
Therese Tucker gründete Blackline im Jahr 2001. Sie entwarf die ersten Produkte des Unternehmens, leitete die Umstellung auf die Cloud im Jahr 2007 und führte die Automatisierung des Finanzabschlussprozesses durch die zentrale Plattform des Unternehmens ein.
Therese Tucker ist heute wieder als Co-CEO tätig und hält rund 7 ,7% der Unternehmensanteile.
Therese Tucker und Ryan Owen lösten Ende 2023 den damaligen CEO Marc Huffmann ab, der nur 3 Jahre als CEO tätig war.
Ryan Owen ist seit August 2018 Mitglied des Vorstands von Blackline und seit Januar 2023 Co-CEO. Von Juli 2018 bis April 2022 arbeitete er bei Geller & Company und Geller Advisors in verschiedenen Rollen, darunter als CEO, Managing Principal und Chief Strategy Officer. 2016 und 2017 war er Präsident und CEO von AEGIS Insurance. Vor seiner Zeit bei AEGIS war Owen von 1985 bis 2016 bei Deloitte tätig, wo er ab 2008 CEO und Managing Partner von Deloitte Advisory war. Er ist auch Vorstandsmitglied von Lincoln Financial Group.
Ryan Owen hält keine nennenswerten Anteile an Blackline, hat aber zuletzt für 500.000 USD Aktien gekauft.
Fundamentaldaten
Das Unternehmen ist seit Ende 2016 an der Börse. Seit dem ist es dem Unternehmen gelungen den Umsatz von 128 auf 590 Mio. USD zu steigern.
Die Bruttomarge ist mit rund 75 % stattlich.
Die operative Marge nach Gaap hat sich vom minus 16,6 auf minus 1,3 % verbessert. Die operative Marge nach Non-Gaap lag im vergangenem Jahr bei 16,5 %.
Erst seit 2023 meldet das Unternehmen einen Nettogewinn nach Gaap von 52 Mio. USD.
Die ausstehenden Aktien haben sich in diesem Zeitraum von 42 auf 75 Mio. Stück erhöht.
Einen freien Cashflow weist das Unternehmen erst seit 2018 aus (4,1 Mio. USD). Seitdem ist der freie Cashflow auf 99 Mio. USD gestiegen.
Bei der der Berechnung des freien Cashflows zieht das Unternehmen zudem die aktivierten Entwicklungskosten vom operativen Cashflow zusätzlich ab. Ohne die Entwicklungskosten lag der freie Cashflow bei 120 Mio. USD bzw. 1,66 USD je Aktie.
Das Unternehmen sitzt auf 1,2 Mrd. USD Cash, bestitz aber 1,1 Mrd. USD an langfristigen Schulden (Wandelanleihe).
Übernahmespekulation
Im Jahr 2022 gab es bereits Übernahmegerüchte (Link). Wahrscheinlich konnte man sich nicht auf einen Preis einigen.
Gegebenenfalls könnte auch das Private Equity Unternehmen Clearlake Blackline übernehmen. Clearlake hält aktuell 9,24 % der ausstehenden Aktien und es gab vor Kurzem erneute Übernahmegerüchte. Clearlake wurde aber nicht konkret benannt.
Nur die Übernahmegerüchte reichen allerdings nicht aus, um ein Investment zu rechtfertigen. Viel wichtiger ist, dass das Unternehmen auch ohne Übernahme eine attraktive Investmentgelegenheit darstellt.
Ob Blackline diese Anforderungen erfüllt und der Ausblick sowie die Bewertung passt, schauen wir uns in den nächsten Abschnitten an.
Ausblick und Bewertung
Im ersten Quartal legte der Umsatz um 13 % auf 157,5 Mio. USD zu.
Die wiederkehrenden Umsätze (ARR - Annual recurring revenue) stiegen um 10 % auf 605 Mio. USD und die freie Cashflow Marge lag bei 28 %.
Die noch nicht verbuchten Umsätze (RPO) kletterten um 7 % auf 826 Mio. USD und die Net Retention Rate lag bei 105 %. Bedeutet, dass die Bestandskunden 5 % mehr an Umsatz generiert haben.
Die Anzahl der Kunden erhöhte sich um 13 neue Kunden auf 4.411.
Nachdem das Unternehmen im Vorjahr noch eine negative operative Marge von 11 % ausgewiesen hat, konnte Blackline in die schwarzen Zahlen rutschen. Die operative Marge betrug 1,1 %.
Auf Non-Gaap Basis stieg die operative Marge von 11,2 auf 17 %.
Unter dem Strich konnte das Unternehmen im ersten Quartal einen Nettogewinn nach Gaap von 10,8 Mio. USD oder 0,17 USD je Aktie melden. Im Jahr zuvor wurden noch rote Zahlen von minus 12 Mio. USD oder 0,2 USD je Aktie gemeldet.